Steildach oder Flachdach?

Die Technische Universität Wien untersuchte den Lebenszyklus verschiedener Dachtypen: Steildächer sind günstiger, ökologischer und bieten mehr Raumflexibilität.

Ein gemütliches Rückzugsgebiet unterm Dach, in dem man den Alltag vergessen kann oder auch ein Spieleparadies für Kinder -ein ausgebautes Dachgeschoß ist für viele Hausbesitzer ein Traum. Manch einer schreckt aus Kostengründen davor zurück, Raum unter dem Dach für die Zukunft „aufzusparen“ – zu Unrecht, wie eine Studie der TU Wien jetzt belegt.

Die Universität hat drei unterschiedliche Dachtypen – ein Flachdach, ein unausgebautes und ausausgebautes Steildach – im Lebenszyklus verglichen. Hier der Überblick:

BGF = Brutto Grundfläche (Wikipedia)

Die Herstellkosten zeigen einen deutlichen Vorteil für das ausgebaute Steildach. Auf zweitem Rang steht das Flachdach, auf drittem Rang das unaugebaute Steildach.

SDA = Steildach ausgebaut (990,73 €/qm)
SDUA = Steildach unausgebaut 1198,31 €/qm)
FD = Flachdach (1153,33 €/qm)

Betrachtet man die Lebenszyklus-Kosten, dann ist in allen Fällen das Steildach immer die günstigere Variante und bietet vorallem in Bezug auf das unausgebaute Steildach noch Raumreserven, die später zu Wohnraum umgewandelt werden können:

SDA = Steildach ausgebaut (2121,75 €/qm)
SDUA = Steildach unausgebaut (2529,08 €/qm)
FD = Flachdach (2537,07 €/qm)

Auf die Quadratmeter bezogen ergibt sich somit das folgende Bild:

Betrachtet man die Kosten für den Bauchteil Dach, also die Dachhülle inkl. der Konstruktion, ist das Steildach sowohl in der Anschaffung als auch im Lebenszyklus (50 Jahre) günstiger. Die höheren Gesamtkosten eines Flachdaches ergeben sich aus mehreren Faktoren, erläutert Dr. Kovacic: „Zum einen ist die Anschaffung etwas teurer, da für eine qualitativ hochwertige Konstruktion eine Stahlbetondecke, Aufbau samt Gefälldämmung und Folien verwendet werden müssen. Weiters fallen beim Flachdach nach 15, 30 und 45 Jahren Erneuerungskosten an. Darüber hinaus sind jährliche Instandhaltungskosten zu berücksichtigen, da diese Instandhaltung nach verschiedenen Normen vorgeschrieben und somit möglicher Gegenstand der Versicherung ist.“ Im Gegensatz dazu sind die laufenden Kosten für ein Steildach relativ konstant. Erst nach ca. 30 Jahren fällt beim Steildach Erneuerungsbedarf an, das Flachdach beginnt bereits nach 15 Jahren, in den Erhaltungskosten zu steigen. Auch in Hinblick auf die Gesamtkosten liegt das Haus mit Steildach vorne: Durch das größere Platzangebot eines ausgebauten Steildaches beträgt die Ersparnis gegenüber dem Flachdach innerhalb eines Lebenszyklus mehr als 400 Euro pro Quadratmeter.

Steildächer schonen zusätzlich die Umwelt

Ökologisch betrachtet, bringt das SDUA‐Haus mehr Vorteile als das gleichwertige FD‐Haus. Hier
erreicht man eine Einsparung von 26,21 Tonnen im Laufe des Lebenszyklus von 50 Jahren.

Bildet man die Ökobilanzkennzahlen pro Quadratmeter BGF, erzielt das SDUA‐Objekt über den
Lebenszyklus betrachtet eine Einsparung von 12%; beim SDA Objekt sind es sogar 16%.

Ein Raum fehlt immer: Wohnen im 21. Jahrhundert braucht mehr Platz, insbesondere in den urbanen Zentren

Der unbestritten größte Vorteil des Steildaches besteht in der Möglichkeit zur Vergrößerung der Wohnfläche, die durch den Dachgeschoss-Ausbau erreicht werden kann. Im Lebenszyklus eines Einfamilienhauses ändert sich das Nutzungsverhalten und der damit verbundene Wohnraumbedarf mehrfach. Die Wahl eines Steildaches räumt den Hausbewohnern dafür größtmögliche Raumflexibilität bei größter Kosteneffizienz ein.
Dies kann entweder bereits zu Beginn bei der Planung berücksichtigt werden, wenn ein Haus bereits mit Dach ausgebaut oder ausbaufähig geplant wird. Das unausgebaute Haus mit Steildach ist zu Beginn geringfügig teurer, jedoch günstiger im Lebenszyklus, da es so gut wie wartungsfrei ist. Darüber hinaus erlaubt ein unausgebautes Steildach auch nach Jahren eine hohe Flexibilität im Wohnraumausbau, da das Haus in der gleichen Bauklasse bleibt.

Erst investieren, dann profitieren

Die Entscheidung für ein Flachdach ist, was das Platzangebot betrifft, eine endgültige. Sollte man zu einem späteren Zeitpunkt zusätzlichen Raum schaffen wollen, ist dies nur extern, etwa durch einen kostenintensiven Anbau, möglich. Im Gegensatz dazu bietet ein unausgebautes Steildach von Anfang an eine „Platzreserve“, über die jederzeit frei verfügt werden kann – egal ob der Raum später ein Büro, Wellnessbereich oder Stauraum werden soll. Selbst wenn erst nach 15 Jahren ausgebaut wird, beläuft sich die Ersparnis im Lebenszyklus auf fünf Prozent gegenüber dem Haus mit Flachdach und gemietetem Lagerraum.

Auch das ausgebaute Steildach bringt eine Kostenersparnis: Geht man von einem Einfamilienhaus mit einer Grundfläche von 200 m2 aus, so wird der Unterschied zwischen den Dachtypen deutlich: Auf den Lebenszyklus gesehen, liegt die Ersparnis des ausgebauten Steildaches gegenüber dem Flachdach bei 83.300 Euro und der Einsparung von 20 Tonnen CO2.

Wenig Wartung, viel Platz

Das Steildach ist im Jahrzyklus auf 50 Jahre gesehen billiger und langlebiger. Es bestehen, im Vergleich zum Flachdach, nur geringe bis keine Wartungskosten. Beim unausgebauten oder ausgebauten Steildach besteht eine zusätzliche Raumnutzungsmöglichkeit, auch das ist den Österreichern wichtig. „27 Prozent derer, die in den vergangenen fünf Jahren ein Haus gebaut haben, nutzen ihren Dachraum noch nicht, es ist also ein hohes Potential an Ausbaukandidaten vorhanden“, so Wachtler, „und diesen gilt es zu vermitteln, dass ein Haus mit Steildach leistbar ist und sowohl in Sachen Kosten als auch Platz weit größere Vorteile bringt als gedacht.“

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